Hintergrund des Projekts

Der Begriff Grünland beschreibt Ökosysteme wie Wiesen und Weiden. Biologisch vielfältiges Grünland bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Arten, einschließlich Bestäubern, sowie viele andere Ökosystemfunktionen und -dienstleistungen wie die Bindung von Kohlenstoff, die Regulierung von Wasser und die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Dennoch gehen Grünlandökosysteme drastisch zurück und gehört damit zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen der Erde. In Niedersachsen hat sich beispielsweise die Zahl der Grünlandflächen in den letzten Jahrzehnten fast halbiert, und nur noch 10 % der Flächen bieten Lebensraum für die in Grünland typischen Arten. Hauptursachen für diesen Rückgang an Grünland und seinen Arten ist die Umwandlung von Grünland in Ackerland oder andere Landnutzungen wie Bauland oder Wald, die Intensivierung der Bewirtschaftung, oder die Einstellung der Bewirtschaftung des Grünlands. Artenreiches Grünland ist jedoch das Ergebnis einer jahrhundertelangen extensiven landwirtschaftlichen Nutzung durch den Menschen, sodass seine biologische Vielfalt ein Nebenprodukt ebendieser traditionellen Landnutzung ist.

Um artenreiches Grünland zu erhalten und wiederherzustellen, muss es daher auch weiterhin extensiv bewirtschaftet werden, das heißt es muss regelmäßig, aber selten gemäht oder beweidet werden und es muss auf Dünger verzichtet werden. Um dies zu erreichen, müssen die menschliche Dimension und das soziale System in den Wiederherstellungsprozess einbezogen werden, denn die Stabilität und die biologische Vielfalt dieser Grünlandsysteme beruhen auf der gegenseitigen Abhängigkeit des Ökosystems und des sozialen Systems, in das es eingebettet ist. Daher sind integrierte Ansätze zur sozio-ökologischen Wiederherstellung von Grünland unter Berücksichtigung sozialer, ökologischer, wirtschaftlicher und politischer Faktoren erforderlich, um Grünland erfolgreich wiederherzustellen und dazu beizutragen, den starken Rückgang von Grünland und seinen Arten umzukehren. In diesem Zusammenhang analysiert das Projekt Grassworks die Faktoren, die zu einer erfolgreichen Grünlandrenaturierung in Deutschland führen.

Forscher aus den Bereichen Ökologie, Sozialwissenschaften, Nachhaltigkeitswissenschaften, Umweltökonomie und Governance arbeiten mit dem Deutschen Verband für Landschaftspflege zusammen, um besser zu verstehen, wie und unter welchen Bedingungen Renaturierungsprojekte erfolgreich sind (und wann sie weniger erfolgreich sind). Grassworks verfolgt einen inter- und transdisziplinären Ansatz mit hoher disziplinärer Expertise und sozial-ökologischer Integration und Synthese.

Das Projekt konzentriert sich auf drei Modellregionen in Nord-, Mittel- und Süddeutschland, die sich in ihren wirtschaftlichen, sozial-ökologischen und sozio-ökonomischen Bedingungen unterscheiden. In jeder Modellregion werden zwei Ansätze verfolgt:

Modellregion Nord
Iser-Niederung, Südheide
Modellregion Mitte
Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz
Modellregion Süd
Donau-Isar-Niederung, Niederbayern
Renaturierte Flächen
Positivreferenzflächen
Negativreferenzflächen
Reallabor

Unsere zentrale Hypothese ist, dass erfolgreiche sozio-ökologische Renaturierung von dem Ausmaß abhängt, in dem sowohl die ökologische Komplexität als auch die Einbeziehung verschiedener Interessengruppen in den Wiederherstellungsprozess berücksichtigt werden. Wir stellen die Hypothese auf, dass je höher die ökologische Komplexität und die Einbindung verschiedener Interessengruppen sind, umso größer der sozial-ökologische Erfolg der Wiederherstellung sein wird.

Veranschaulichung unserer zentralen Hypothese.
Der Erfolg der Wiederherstellung wird als Farbverlauf dargestellt, der von einem geringen Erfolg bei geringer ökologischer Komplexität und geringem sozialen Engagement (rot) über einen mittleren Erfolg (gelb) bis hin zu einem hohen Wiederherstellungserfolg bei hohen Werten auf beiden Achsen (grün) reicht. Das Farbgefälle stellt somit eine dritte Achse dar.
1.

Welche sozialen und ökologischen Faktoren beeinflussen die Renaturierung der Biodiversität (Pflanzen, Schmetterlinge und Bienen) und der Multifunktionalität der Landschaft?

2.

Welche sozial-ökologischen Variablen müssen beobachtet werden, um den Erfolg der Wiederherstellung umfassend zu beurteilen?

3.

Wie können bessere Governance-Systeme und Wege zur Einbindung von Interessengruppen gestaltet werden, um die Wiederherstellung erfolgreicher zu machen?

4.

Wie wirken sich Unterschiede im sozio-politischen und ökologischen Kontext zwischen den drei Modellregionen auf den sozial-ökologischen Renaturierungserfolg aus?

  1. Erläuterung: Eine Negativreferenzfläche ist ein degradiertes, nicht renaturiertes Gebiet. Eine Positivreferenzfläche ist eine Fläche, die als Zielvorstellung dafür dient, wie sich eine wiederhergestellte Fläche entwickeln soll. Der Erfolg der Renaturierung wird ausdrücklich anhand beider - positiver (konventioneller Ansatz) und negativer (ungewöhnlicher Ansatz) - Referenzbedingungen anderer ähnlicher Grünlandflächen bewertet.

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