Sozial-ökologische Forschung
Das Herzstück der sozial-ökologischen Forschungskomponente sind die Reallabore (RWL, abgeleitet von dem englischen Begriff Real-World-Laboratory), auch Living Labs (LL) genannt. Sie arbeiten an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Praxis und Gesellschaft. RWLs fungieren als neu strukturierte Formen der Kooperation und Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren – sowie als offene Forschungs-, Lern- und Gestaltungsräume, in denen neue Ideen transdisziplinär durchdacht werden können und so Transformationsprozesse angestoßen werden. Dabei bieten sie ein experimentelles Umfeld, in dem Menschen gemeinsam und miteinander lernen, zusammen etwas schaffen und über ihre eigenen Handlungen und Zukunft nachdenken. Es wurden drei RWLs eingerichtet, jeweils eins in jeder unserer Modellregionen (Nord, Mitte und Süd), die sich in ihren sozioökonomischen, politischen und ökologischen Kontexten unterscheiden.
In jeder der drei Regionen gibt es drei Hauptkomponenten der RWL:
Ex-ante- und Ex-post-Evaluierung
Die erste Komponente ist die Ex-ante- und Ex-post-Evaluierung: Bei der Ex-ante-Evaluierung werden die anfänglichen Ansichten, Werte, Kenntnisse, Motivationen und Hindernisse der Akteure in Bezug auf Natur, Biodiversität und Renaturierung gemessen. Die Ex-post-Evaluierung auf der anderen Seite ist die Evaluierung der Veränderungen in der Bewertung von Grünland (und Natur im Allgemeinen) und der Renaturierung von Grünland - auch unter Berücksichtigung der anderen oben beschriebenen Aspekte.
Transdisziplinäre Co-Kreation mit lokalen Akteuren
Die zweite Komponente ist die transdisziplinäre Co-Kreation mit lokalen Akteuren: Hier geht es darum, einige kontextbezogene Probleme im Zusammenhang mit der Renaturierung von Grünland zu identifizieren und mit Hilfe co-kreativer Methoden gemeinsam Wissen zu generieren.
Demonstrationsflächen
Die dritte Komponente ist der "Wissenstransfer anhand von Demonstrationsflächen zur Multifunktionalität": Hier konzentrieren wir uns auf verschiedene Demonstrationsflächen in allen drei Regionen.
Reallabor Nord
Landkreis Gifhorn, Fokus um Hankensbüttel
- Mittlere Wirtschaftsstärke
- Mittlere Nährstoffeinträge, umfangreiches Grünland im Eigentum des Kooperationspartners, trotz Extensivierung und Renaturierungsmaßnahmen artenarm und degradiert, ansonsten wenig Grünland in der Modellregion
- Bisher geringe Akzeptanz von Renaturierungsmaßnahmen, durch Zusammenarbeit mit einigen Landwirt*innen allerdings gute Bedingung für die Einleitung einer Transformation
- Kooperationspartner: Fischotterschutz e.V.
Reallabor Mitte
Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, Fokus auf Hainrode
- Geringe Wirtschaftsstärke
- Innerhalb eines Biosphärenreservats, das selbst eine Modellregion als solche ist, mit viel ungenutztem Potenzial
- Zunehmende Gefahr der Grünlandverbrachung, Verlust von Vernetzungsstrukturen, Restpopulationen und Grünlandzielarten teilweise noch vorhanden, geringe Nährstoffeinträge, gutes Regenerationspotenzial
- Teils Aufgeschlossenheit gegenüber Renaturierungsmaßnahmen, allerdings Umsetzung durch schlechte ökonomische Rahmenbedingungen und fehlende Governance-Strukturen gehindert. Teils noch geringe Wertschätzung der Biodiversität und Ökosystemleistungen (ÖSL).
- Im Rahmen des Reallabors ist geplant, lokale Interessengruppen durch Citizen-Science-Programme in die Renaturierungsaktivitäten und in die Erfolgskontrolle der partizipativen Pilotaktionen einzubeziehen. Es besteht auch ein großes Potenzial für die Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat und der sehr aktiven Dorfgemeinschaft von Hainrode.
- Kooperationspartner: Heimat & Naturschutzverein Hainrode e. V.
Reallabor Süd
Donau-Isar-Niederung, Niederbayern
- Hohe Wirtschaftsstärke
- Intensive landwirtschaftliche Nutzung, hohe Nährstoffeinträge, fruchtbare Böden, verbliebenes Grünland durch Umbruch, Kiesabbau und Deichbau gefährdet
- Zunehmendes Bewusstsein von Wert der Biodiversität, was zu gesteigerten Renaturierungsbemühungen führt, v.a. im Zusammenhang mit Ausgleichsflächen. Gleichzeitig bei vielen Landwirt*innen aber auch Verärgerung über neue Gesetzgebungen und Blockadehaltung. Höchstes Renaturierungpotenzial liegt bei trockenen Standorten wie Deichen und in zunehmend geschützten Auenlandschaften.
- Online-Forum, an dem Menschen aus der Gemeinde Gauting teilnehmen und Informationen über Renaturierungsprojekte austauschen.
Neuigkeiten vom sozial-ökologischen Projektteil
Einblicke in die Implementierung von Reallaboren